„Machen wir´s den Schwalben nach, ziehen wir in den Süd…“
Singend marschiert eine kleine Schar Senioren die Anhöhe zum Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe herauf. Im Gepäck – neben der guten Laune – ein Ballon mit Spendengeldern und eine Wagenladung Kuscheltiere. Gute Laune an einem Ort, wo sich Familien mit dem viel zu frühen Tod eines Kindes auseinandersetzen müssen? Ja!
Die carpe diem Truppe hat genau den richtigen Ton getroffen. Denn an diesem Ort, an dem Familien einfach mal Familien sein können, ohne sich selbst um die Pflege kümmern zu müssen, geht es genau darum: um Lebensfreude! Und darum, dem Schicksal noch
schöne Tage abzuringen, tröstende Erinnerungen zu schaffen und einfach einmal durchzuatmen. Es geht auch um Spiel und Spaß. Das wird deutlich, als vor der Einrichtung ein Clown (!) durch eine kleine Pforte heraustritt, die zu einem verborgenen Garten führt.
Hier genießen gerade kleine Gäste mit ihren Angehörigen die Sonne. Hospiz-Clown Micha setzt sich einen Moment zu den Besuchern und erobert deren Herzen im Nu. Natürlich stimmt er gleich mit ein, als die singfreudige carpe diem Kohorte das nächste Gute-Laune-Lied anstimmt: „Lustig ist das Zigeunerleben…“ Das ruft Mitarbeiterin Rebecca Kranz auf den Plan, die den „Chor“ herzlich begrüßt und in die Einrichtung einlädt. Hier gibt es Kaffee, einen Info-Film und Antworten auf viele Fragen. Tief bewegt erfahren die Besucher*innen wie wichtig ihre Spende wirklich ist, denn die Einrichtung finanziert sich zu 50 Prozent aus Spendengeldern! Nur
so kann sie Familien bereits ab dem ersten Tag der erschütternden Diagnosen zur Seite stehen – bis zuletzt. Hier finden sie eine Oase der Ruhe, wo alle Familienmitglieder gleichermaßen aufgefangen und betreut werden; neben den Gästen auch die Eltern und Geschwister,
die im Alltag viel zu oft hintanstehen müssen. „Nur durch Spenden können wir wichtige Angebote vorhalten, die über die Pflege hinausgehen“, betont Kranz und meint
damit z.B. Therapiehunde, Clowns oder die Unterkunft für Geschwister und Eltern der kleinen und größeren schwerkranken Gäste. Dann stellt sie Gegenfragen und erfährt, dass im Rahmen des Herbstfestes im Senioren-Park carpe diem Lindlar ein Spendenschwein aufgestellt wurde. Am Ende des Tages kamen so 300 Euro zusammen „Eigentlich hasse ich es zu basteln“, erzählt Peter „Piet“ Pefferkoven, „aber das Spendenschweinchen habe ich gerne gebastelt.“ Er kommt
mittlerweile an drei Tagen in der Woche in die Tagespflege carpe diem und freut sich: „Hier bin ich ein anderer Mensch geworden.“ Das können Andrea Thören, Leitung der Tagespflege, und Kollegin Brigitte Balzereit nur bestätigen: „Durch seine Parkinson-Erkrankung vereinsamte er zuhause. Bei uns blüht er gerade zu auf und auch seine Sprache ist wieder verständlich.“
Gitte Simon ist ebenfalls an Parkinson erkrankt und steht Piet auch dadurch sehr nahe. Sie wohnt mit ihrer Tochter im Betreuten Wohnen des Senioren-Parks carpe diem Lindlar: „eine tolle Wohnung mit herrlicher Aussicht!“ Sie genießt die Abwechslung und die Angebote der Tagespflege sehr und dass die Tagesgäste nun ihrerseits mit der Spendensammlung Familien in Not helfen können, schweißt die Gemeinschaft noch enger zusammen. Auch in Zukunft wollen sie helfen: „Ich bin Präsident des Männerchores und die Spenden unseres 20-jährigen Jubiläums gehen hierhin“, verspricht Piet Pefferkoven und deutet entschlossen auf die einladende Einrichtung mit der schönen Aussicht auf Olpe. Die Spender selbst gehen auch nicht
mit leeren Händen: Rebecca Kranz überreicht ihnen als Dankeschön jeweils ein kleines Schaf,
über das sich besonders Luise Stefer freut. Sein Name? Natürlich: Balthasar.